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Fakultät Maschinenbau

Start der AWExo Feldstudie im ABZ Oberhausen erfolgreich abgeschlossen

 Ein Mann arbeitet kniend auf einer Baustelle und trägt ein Exoskelett.Vor ihm liegen Werkzeuge auf sandigem Boden. Im Hintergrund sind gepflasterte Flächen und Baustellenmaterialien zu sehen. © IPS​/​TU Dortmund

Im März 2024 startete im Ausbildungszentrum Bauindustrie NRW die Exoskelett-Feldstudie des Forschungsprojektes AWExo (Akzeptanz und Wirkung von Exoskeletten in der Bauindustrie). Mit der abschließenden Erhebung am 23.05.2024 konnte die erste von insgesamt acht Stationen der Studie erfolgreich abgeschlossen werden.

Das RIF Institut für Forschung und Transfer e.V. (RIF) und das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) untersuchen in dieser vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Feldstudie erstmals sowohl die Akzeptanz als auch Wirkung von Exoskeletten beim Einsatz in der Bauindustrie. Ziel ist es, langfristig Überlastungen der Wirbelsäule und Bandscheiben zu vermeiden, die durch das Heben und Tragen schwerer Lasten sowie durch Körperzwangshaltungen entstehen.

Handlungsbedarf

Erkrankungen des Muskelskelettsystems sind in der EU die häufigste arbeitsbedingte Erkrankung und verursachen etwa 60% der krankheitsbedingten Ausfalltage. Besonders gefährdet sind Beschäftigte im Baugewerbe, die täglich schwere Lasten heben und tragen sowie in ungünstigen Haltungen arbeiten müssen. Zusätzlich sind sie häufig weiteren Risikofaktoren wie niedrigen Temperaturen und Werkzeugvibrationen ausgesetzt.

Die Studie im Detail

In der Feldstudie AWExo werden passive rückenunterstützende Exoskelette eingesetzt. Diese körpergetragenen Assistenzsysteme sollen die Rückenmuskulatur und die Wirbelsäule beim Heben und in vorgebeugten Haltungen entlasten. Passive Exoskelette arbeiten mit Federsystemen ohne externe Energiezufuhr und können daher flexibel in verschiedenen Umgebungen eingesetzt werden.

Mitte März wurden im ABZ Oberhausen drei Auszubildende aus dem Kanal- und Mauerbau mit individuell angepassten Exoskeletten ausgestattet. Nach einer umfassenden Schulung und Sensibilisierung für Muskel-Skelett-Erkrankungen testeten die Auszubildenden die Exoskelette an ihren Arbeitsplätzen unter realen Einsatzbedingungen gemeinsam mit Experten des IFA und RIF.

Während der Studie konnten die Auszubildenden ihre Exoskelette für einige Tage nach eigenem Ermessen verwenden und ihre Erfahrungen in Fragebögen und Nutzungstagebüchern dokumentieren. Ergänzend dazu wurden Interviews geführt, um die Hintergründe für die Akzeptanz oder Ablehnung der Geräte zu verstehen. Ein weiterer wichtiger Teil der Studie war eine mehrstündige biomechanische Messung der Unterstützungswirkung der Exoskelette. Dazu wurden die Probanden mit Elektroden zur Messung der Rückenmuskelaktivität und Bewegungssensoren ausgestattet, um die körperliche Belastung mit und ohne Exoskelett vergleichen zu können. Diese Daten sollen Aufschluss über die Effektivität der Geräte in Bezug auf die Entlastung von Rückenmuskulatur und Wirbelsäule geben. Im Mai wurden dann ähnliche Versuche mit drei Auszubildenden aus dem Straßenbau durchgeführt.

Ausblick

Die Studie wird bis 2025 fortgesetzt und umfasst weitere Untersuchungen in verschiedenen Bereichen des Baugewerbes, darunter Systembau, Feuerfestbau, Komponentenherstellung Gerüstbau und Fenstermontage. Diese Versuche finden sowohl unter kontrollierten Bedingungen in Werkshallen als auch auf Baustellen unter realen Witterungsbedingungen statt. Alle untersuchten Tätigkeiten enthalten das häufige Heben und Tragen schwerer Lasten oder häufige Körperzwangshaltungen, wie vorgebeugte Haltungen.

Erste Ergebnisse werden nach Abschluss der Datenerhebung Anfang 2025 erwartet und könnten wertvolle Erkenntnisse zu den Einsatzmöglichkeiten von Exoskeletten in der Bauindustrie liefern. Das Ziel dieser Forschung ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Reduktion von krankheitsbedingten Ausfalltagen in der Bauindustrie zu leisten.